Wie jede Nation, haben auch die Polen Traditionen, Gewohnheiten oder Aberglauben, die andere mit dem Kopf schütteln oder schmunzeln lassen. Und manche sind herzzerreißend schön! Wir sammeln hier Kuriositäten, aber auch einfach Ungewohntes aus der polnischen Kultur. Wir freuen uns über Einsendungen zu dem Thema – gerne per Mail an unseren Vorstand! Eine natürliche Kuriosität ist übrigens auf dem Bild oben zu sehen: der „krumme“ Wald in Gryfino, in dem die Bäume außergewöhnlich wachsen und sich dies niemand erklären kann …
Deutschen, die den Föderalismus gewöhnt sind, mag die Ganzheitlichkeit in Polen ungewohnt vorkommen. Es gibt ein Zentralabitur, Radiosender senden im ganzen Land und nicht nur bis zur Woiwodschaftsgrenze (natürlich gibt es aber auch kleinere regionale Sender), alle fahren gleichzeitig in die (zwei Monate dauernden) Ferien, und an Heiligabend essen alle das Gleiche (dazu unten mehr).
Polinnen stellen ihre Handtaschen nie auf den Boden. Man sagt, das Geld würde aus der Handtasche entkommen – deshalb werden sie immer irgendwo hingehängt oder gestellt.
Polen tanzt: Sogar auf kleinen Hauspartys mit wenigen Gästen stehen die Chancen sehr hoch, dass das Tanzbein geschwungen wird. Bei Bällen und anderen ähnlichen Veranstaltungen füllt sich die Tanzfläche sofort – vor allem bei uns in Franken ein unbekanntes Phänomen …
Polen essen zu „Mittag“ erst am Nachmittag, meist gegen 15/16 Uhr. Wer noch später warm isst, nimmt ein „obiadokolacja“, eine Kombination aus Mittagessen (obiad) und kolacja (Abendessen) eine. Meist wird das Abendessen erst gegen 21 Uhr serviert und besteht aus einer Brotzeit.
In Polen gibt es kaum Dialekte. Es gibt Minderheiten wie die Kaschuben, die Schlesier oder das Bergvolk in der hohen Tatra, die eigene Dialekte haben und pflegen. Doch im Großen und Ganzen hört ein ungeübtes Ohr keinen Unterschied zwischen einem Bewohner Kolbergs und einem aus Warschau. Einige Polen selbst sind da sensibler und können manchmal anhand ganz kleiner Nuancen (längerer Vokal, spezielles Vokabular) die Herkunft ihres Gegenübers feststellen.
Weihnachten
Das Weihnachtsfest benötigt eine eigene Kategorie, denn die Fülle an Traditionen ist wahrscheinlich weltweit einmalig. Wer einmal einen polnischen Heiligabend erlebt hat, ist begeistert und ja, auch gerührt.
Auch wenn streng genommen nicht Weihnachten, so ist der Heiligabend der wichtigste Tag während der Feiertage. Die ganze Familie kommt zusammen, soweit es der Platz zulässt – je mehr, desto besser, im Kreise der großen Familie mit Großeltern, Geschwistern, oft auch Tanten, Onkels, Cousinen und Cousins. In der Kleinstfamilie Heiligabend zu begehen, wie es in Deutschland oft der Fall ist, wäre in Polen undenkbar.
Am Tisch wird ein Gedeck mehr aufgestellt als Gäste anwesend sind: Sollte überraschend jemand an der Tür klopfen, wird ihm die Teilnahme am Abendessen nicht verwehrt.
An den Tisch setzt man sich, wenn der erste Stern am Himmel leuchtet, was meist gegen 16.30 Uhr der Fall ist.
Zu essen gibt es, ganz anders als in Deutschland, eine Menge: 12 Gerichte finden ihren Weg auf den Tisch, doch auch hier ist es Arme-Leute-Essen. Es gibt nur fleischlose Speisen, von Suppen (Pilze und Rote Bete) über Fisch (Karpfen) und Piroggen, die traditionellen polnischen Maultaschen. Spannend dabei: Das ganze Land isst – bis auf kleine regionale Unterschiede bei wenigen Gerichten – an diesem Abend das Gleiche. Ganz im Gegensatz zu Deutschland, wo jede Familie ihre eigenen Traditionen hat. Und ja, für die Polen sind die meisten von ihnen unvorstellbar …
In vielen Familien werden Weihnachtslieder gesungen. Polen verfügt über den größten Schatz an Weihnachtsliedern auf der ganzen Welt, viele von ihnen sehr fröhlich und fast schon zum Tanzen einladend (das hatten wir ja weiter oben).